Baden-Württemberg forstet auf legt los
Eine Initiative für Baden-Württembergs Wälder. Über ein Drittel des Landes ist Wald und jetzt startet die Wiederbewaldung mit Aktion Baum.
Warum Aufforstung in Baden-Württemberg wichtig ist
Baden-Württemberg ist ein waldreiches Bundesland - über ein Drittel der Landesfläche (rund 37,9 %) ist von Wald bedeckt, was etwa 1,4 Millionen Hektar entspricht. Diese Wälder erfüllen vielfältige Aufgaben: Sie binden klimaschädliches CO₂, dienen als Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten, spenden sauberes Trinkwasser und bieten den Menschen Erholung. Doch Klimawandel und Schädlinge setzen den Wäldern im Südwesten stark zu. Insbesondere seit den Dürrejahren ab 2018 sind große Waldflächen durch Trockenheit, Stürme und Borkenkäferbefall geschädigt oder sogar abgestorben. Allein in Baden-Württemberg müssen rund 25.000 Hektar Wald wieder aufgeforstet werden, um die Verluste der letzten Jahre auszugleichen.
Aufforstung - also das Neupflanzen von Bäumen auf Kahlflächen - ist daher entscheidend, um den Wald der Zukunft zu sichern. Neue, klimastabile Baumarten können dabei helfen, die Wälder widerstandsfähiger gegen kommende Klimaextreme zu machen. Die Vorteile der Aufforstung im Überblick:
- Klimaschutz: Wachsende Bäume entziehen der Atmosphäre CO₂ und speichern Kohlenstoff langfristig in Holz und Boden. Dadurch tragen sie aktiv zur Klimaregulation bei.
- Biodiversität: Mischwälder mit vielfältigen Baumarten bieten Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Aufforstung fördert die Artenvielfalt und kann ökologisch verarmte Flächen wiederbeleben.
- Erosions- und Wasserschutz: Wälder schützen Böden vor Erosion und regulieren den Wasserkreislauf. Neue Bäume helfen, Hangrutsche und Überschwemmungen zu verhindern, indem sie Wasser speichern und langsam abgeben.
- Wirtschaft und Erholung: Gesunde Wälder liefern nachwachsendes Holz als Rohstoff und bieten Raum für Freizeit und Tourismus. Sie sind ein Stück Identität für Baden-Württemberg und wichtig für die Lebensqualität der Bevölkerung.
Nicht zuletzt gilt: Wald ist Heimat - kulturell wie emotional. Die Wiederbewaldung geschädigter Flächen ist eine Investition in die Zukunft kommender Generationen, damit Baden-Württemberg auch morgen noch „Ländle" voller grüner Wälder bleibt.
Waldzustandsbericht 2024: Alarmierende Fakten
Wie es aktuell um die Wälder steht, zeigt der Waldzustandsbericht 2024. Die gute Nachricht: Nach einigen regenreichen Monaten haben sich die Bäume 2024 leicht erholt. Die Wälder profitierten von ausgiebigen Niederschlägen, die für eine gute Wasserversorgung sorgten und akuten Trockenstress minderten. Erstmals seit Jahren ist der durchschnittliche Kronenzustand etwas besser: Die mittlere Kronenverlichtung - ein Maß dafür, wie dünn die Baumkronen aufgrund von Nadel- und Blattverlust sind - sank 2024 um 1,1 Prozentpunkte auf 25,8 %. Das ist der niedrigste Wert der letzten fünf Jahre.
Dennoch geben die Zahlen weiterhin Anlass zur Sorge. 40 % der Waldfläche in Baden-Württemberg gelten aktuell als deutlich geschädigt. Zum Vergleich: Im Vorjahr 2023 lag dieser Wert noch bei rund 44 % - ein minimaler Rückgang, aber immer noch nahezu jeder zweite Hektar Wald ist krank oder geschwächt. Besonders betroffen sind Fichtenwälder, die unter Massenvermehrungen des Borkenkäfers („Buchdrucker") leiden. 2024 kam es trotz eines feuchten Frühjahrs erneut zu einer starken Ausbreitung der Fichten-Borkenkäfer, da die vorangegangenen Dürrejahre viele Nadelbäume geschwächt haben. Auch Laubbäume litten vermehrt unter Schadinsekten - landesweit wurde ein starker Blattfraß durch verschiedene Insektenarten (z.B. Eichenprozessionsspinner, Buchenwickler) festgestellt.
Zudem hinterließen die Extremsommer der letzten Jahre anhaltende Spuren: Viele Bäume weisen abgestorbene Äste und lichte Kronen auf, was auf die Dürreschäden seit 2018 zurückgeht. Besonders alte Buchen etwa haben trotz der Regenjahre 2023/24 kaum sichtbare Verbesserungen - fehlende Blätter und tote Äste zeugen noch immer von der großen Trockenstress-Belastung. Experten sprechen daher von einem weiterhin hohen Schadniveau im Wald. Baden-Württembergs Wälder stehen im Bundesvergleich zwar etwas besser da als andere Regionen, und die leichte Entspannung ist erfreulich - doch von Entwarnung kann keine Rede sein. Es bleibt eine Generationenaufgabe, den Wald klimafit umzubauen und seine Gesundheit zu verbessern.
„Baden-Württemberg forstet auf" - Aktion Baum legt los
Angesichts dieser Situation ergreifen engagierte Initiativen die Chance, etwas zu verändern. Eine davon ist die gemeinnützige Organisation Aktion Baum (aktion-baum.org), die nun in Baden-Württemberg durchstartet. Aktion Baum hat sich dem Ziel verschrieben, stabile, vielfältige Wälder durch wissenschaftlich fundierte Aufforstung und Umweltbildung zu fördern. Hinter der Initiative steht Gründer Lars Hermes, der mit seinem Team seit 2021 tatkräftig Bäume pflanzt.
Tatsächlich begann die Geschichte von Aktion Baum im Schwarzwald: In Hüfingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) fand Anfang 2021 die allererste Pflanzaktion der Organisation statt. Damals setzten Lars Hermes und Mitstreiter die ersten Setzlinge in den Boden - für viele war es der erste selbst gepflanzte Baum im Leben. Diese Wurzeln im Ländle machen den Auftakt der neuen Kampagne „Baden-Württemberg forstet auf" zu etwas Besonderem. Die Initiative legt jetzt offiziell los, um in den kommenden Monaten und Jahren Tausende junger Bäume im Südwesten zu pflanzen. Damit sollen Kahlflächen wieder grün werden und klimastabile Mischwälder heranwachsen.
„Die allererste Pflanzung 2021 von Aktion Baum war im Schwarzwald. Und das waren auch die allerersten Bäume, die ich jemals gepflanzt habe. Daher freut es mich umso mehr, dass wir den Startschuss für Baden-Württemberg forstet auf geben können und freue mich auf viele Tausende Bäume in diesem schönen Bundesland"
Mit „Baden-Württemberg forstet auf" sollen Unternehmen, Kommunen und Freiwillige motiviert werden, gemeinsam aufzupflanzen. Aktion Baum organisiert Pflanztage in verschiedenen Regionen des Landes, bei denen jede helfende Hand willkommen ist. So fand z.B. im November 2024 bereits ein Pflanzevent in Oberstadion (Alb-Donau-Kreis) statt, bei dem zahlreiche Setzlinge in die Erde kamen. Weitere Termine in Sinsheim (Kraichgau) und anderen Orten sind geplant. Die gepflanzten Bäume stammen aus heimischen Baumschulen und werden artenreich ausgewählt - von Eichen und Buchen über Tannen bis hin zu Esskastanien oder Wildkirschen, je nach Standort. Dieses Vorgehen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die jungen Wälder den kommenden Herausforderungen durch Klimawandel und Schädlinge standhalten.
Neben dem physischen Bäume pflanzen setzt Aktion Baum auch auf Aufklärung. Bei jeder Pflanzaktion erfahren die Teilnehmenden, wie wichtig nachhaltige Forstwirtschaft und Waldumbau sind. Gerade die breite Öffentlichkeit soll verstehen, warum Aufforstung mehr ist als „Bäume in den Boden setzen" - nämlich aktiver Klimaschutz und Zukunftsvorsorge. Die Begeisterung der Freiwilligen ist groß: Gemeinsam etwas Konkretes gegen das Waldsterben zu tun, stiftet Gemeinschaftsgefühl und Hoffnung.
Fazit: Zukunft pflanzen im Ländle
Die Wälder in Baden-Württemberg stehen an einem Wendepunkt. Der Waldzustandsbericht 2024 zeigt zwar leichte Erholungstendenzen, aber auch, dass fast die Hälfte der Waldflächen stark geschädigt ist. Umso wichtiger ist es, jetzt zu handeln. Aufforstung in Baden-Württemberg bedeutet, Zukunft zu pflanzen - für ein stabiles Klima, für die Artenvielfalt und für kommende Generationen. Die gemeinnützige Aktion Baum geht hier mit gutem Beispiel voran und bündelt die Kräfte von Freiwilligen, Wirtschaft und Gemeinden, um dem Waldsterben etwas entgegenzusetzen.
Die Initiative Baden-Württemberg forstet auf steht sinnbildlich für den Aufbruch: Hier wird nicht geklagt, sondern angepackt. Jeder neu gepflanzte Baum ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich der Wald langfristig erholen kann. Mit vielen tausend jungen Bäumen, die nun im „Ländle" wurzeln, wird der Grundstein für einen klimaresilienten Zukunftswald gelegt. Dieser Prozess braucht langen Atem - doch er hat begonnen. Baden-Württemberg forstet auf und legt jetzt los, damit der Schwarzwald, die Schwäbische Alb und all die geliebten Wälder des Südwestens auch in Jahrzehnten noch grün und lebendig sind.
Quellen: Waldzustandsbericht 2024, Aktion Baum
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